SONNENWINTER

SONNENWINTER – ein nordisches Sonnenmärchen und Liebeslieder aus dem Alten Testament
Oratorium von Michael Lippert

 Sonnenwagen web

Liebeslyrik aus dem alttestamentlichen Hohelied Salomos und ein nordisches Sonnenmärchen vereinen sich in Michael Lipperts Oratorium SONNENWINTER zu einem eruptiven Klangereignis, zu einem sinnlich prallen, musikalisch-theatralischen Gottesdienst über Sehnsucht und Leidenschaft, Mystik und Eros, Liebe und Tod.

Musikalischer Querschnitt durch SONNENWINTER:


 

„Schön wie die Sonne, geheimnisvoll wie der Mond“: Mit diesen Worten beginnt ein gewaltiger Prozessionsgesang. Er eröffnet den Reigentanz, den Frühlingstanz, der bis hinein in das Allerheiligste des Tempels führt. Dort, im Zentrum des Alls, in der Mitte eines sprühenden Mandalas, aufgereiht um den göttlichen Liebesthron singen – wie in Hesekiels prophetischer Schau – die Cherubim und Seraphim, feurige Lichtwirbel und Flügelwesen das Sanctus, das „Heilig, Heilig, Heilig“ in immer neuen Variationen und Veränderungen; eine Engelsmusik, die über alles musikalische, ja menschlich-sinnliche hinausdeutet und sich im feurig magmatischen Glühen, im überirdischen Leuchten, im Beben und Erzittern auflöst und erfüllt; Begleitmusik des Unsagbaren und Verborgenen; Begleitmusik der Ewigkeit.

„Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat mehr gehört, solche Freude“, so beschreibt der christliche Lieddichter Philipp Nicolai in dem Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ diesen Zustand des Heraustretens aus aller Zeitlichkeit: die Hochzeit oder Hochzeitsnacht von Braut und Bräutigam.

 

Texte aus der Tradition der deutschen Mystik u.a. von Meister Eckhard, Hildegard von Bingen und Mechthild von Magdeburg – Gebet und Minnegesang in einem – vertiefen dabei die spirituell-erotische Dimension dieser Begegnung.

Bevor aber die Königstochter aus dem Sonnenmärchen ihren Ewigkeitssonntag feiern kann, muss sie sich in ihrer Sehnsucht und Liebe bewähren. Dem Sonnenjüngling, der mit wiehernden Rossen auf seinem Sonnenwagen über den Himmel fährt hat sie sich anverlobt. In ihren Sonnengesängen auf dem höchsten Turm des Schlosses verzehrt sie sich inmitten der schneeweißen und lichtdurchfluteten, jedoch bitterkalten und zugefrorenen Winterlandschaft in ihrer Leidenschaft nach dem göttlichen Geliebten: einsam und unverstanden. Doch Liebe verleiht Flügel!

Und so wie Gott sich nach den Menschen sehnt und in der Heiligen Nacht in Jesus Christus Mensch wird, so sehnt sich die Königstochter nach Gott. So wie Christus herabsteigt, so steigt sie hinauf. Mitten im kalten Winter erlebt sie ihre Weihnacht: einen blühend berauschenden Frühlingseinzug mit bunten Blumen, die aus dem Schnee brechen – und ein Vogelkonzert im wirbelnden Morgenglanz der Ewigkeit.

Hell und strahlend ist die Musik von SONNENWINTER, eine Turmmusik mit Pauken und Trompeten, farbig und schmetternd, eine Elevationsmusik, die erhebt und nach oben weist; im Tutti von Chor, Orgel und Orchester von symphonischer Wucht, aber auch leichtfüßig tänzerisch und liedhaft in den innig-melancholischen Kantilenen des Englischhorns, denn:

„Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn.“
(Hoheslied Salomo)

Bildergalerie Uraufführung vom 25. und 26. November 2016 in der Ordenskirche Bayreuth St. Georgen

Blog zur Uraufführung 2016

Besetzung:
Gemischter Chor, Solosopran, Sprecher, Orgel
Orchester: Streicher, Oboe / Englischhorn, 3 Trompeten, 2 Hörner, Schlagwerk