
Ein Besucher betritt die Kirche. Und erschafft damit einen Ton – seinen Ton: Hell oder dunkel, laut oder leise. Jeder klingt anders. Der Ton fügt sich ein in den Klang derer, die vorher schon da waren, er klingt weiter für die, die später kommen. Und er reichert an, was schon immer da war, da ist: der Sound Gottes.
Rainer Bayreuther und Michael Lippert haben dieses Projekt zusammen entwickelt. Bayreuther ist Musikwissenschaftler, Philosoph und Theologe, er lehrt unter anderem an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth. In seinem neu erschienenen Buch „Der Sound Gottes“ wirbt er leidenschaftlich dafür, Kirchenmusik zu „entflechten“, „aufs freie, leere Feld“ zu stellen, um dann, frei von allen Konventionen, ungeahnte Wege zu erkunden. Für das Projekt in der Ordenskirche wird Rainer Bayreuther das mit Hilfe ausgefeilter digitaler Technik tun, die abbildet, was ein Kerngedanke mittelalterlicher Mystiker war: Dass alles Geschaffene Teil der großen Sinfonie Gottes ist. Dass jeder und alles mit- und hinzuklingt zu einem großen Ganzen.
Dem Musikwissenschaftler zur Seite steht Michael Lippert, Kirchenmusikdirektor an der Ordenskirche. „Mystisches Hören“ fasziniert ihn: Zunehmend, so Lippert, gehe es ihm so, dass er „den Sound Gottes“ weniger in vorliegenden Kompositionen, sondern vielmehr aus Klängen oder Geräuschen heraus wahrnehme: „Ich höre ihn im Glockengeläute der Kirchtürme, im Rauschen der Wälder, im Säuseln des Windes, im Regen, im Sturm, aber auch im Sprechen des „Vaterunsers“ im Gottesdienst. Und ab und zu kann es auch geschehen, ihn in der Stille zu hören.“